Books by Barbara Orland
Æther #7, Zürich , 2023
https://aether.ethz.ch/ausgabe/experimentelle-pharmaziegeschichte-im-museum/
Alles ist im Fluss – diese antike Weisheit feiert im durchglobalisierten Weltgeschehen fröhliche ... more Alles ist im Fluss – diese antike Weisheit feiert im durchglobalisierten Weltgeschehen fröhliche Urstände. Mobilität und Wandel sind die kategorischen Imperative der Zeit. Auch Stoffe bewegen sich rastlos über den Erdball, ebenso wie durch unsere Körper, werden fortlaufend umgestaltet und konstituieren so die materielle Welt, wie wir sie erleben. Ausgehend von diesem Befund wird eine Wissensgeschichte dieser materiellen Welt anvisiert, die nicht Strukturen, sondern stoffliche Überführungen und Umwandlungen – räumlich, zeitlich und substanziell – ins Zentrum rückt. Ohne der Versuchung zu erliegen, die Physikochemie mit ihrem elementaren Baukastenprinzip der Materie oder theoretische Figurationen aktueller Diskurse – Stoffkreislauf, Zirkulation, Stoffwechsel, Materialfluss – als historische Apriori zu setzen, entwickeln die Beiträge eine von Prozessen und Bewegungen ausgehende Natur- und Kulturgeschichte der materiellen Welt.
co-edited with Elvira Scheich
Naturwissenschaftliche und technische Gegenstände sind nicht eindeutig, sondern vieldeutig. Ihre ... more Naturwissenschaftliche und technische Gegenstände sind nicht eindeutig, sondern vieldeutig. Ihre humanen, sozialund geistesgeschichtlichen Beziehungen zeigen sich nicht in Funktionsbeschreibungen. Ebenso sagt die rein fachliche Darstellung der Geschichte von Naturwissenschaft und Technik nichts aus über deren gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und all gemein geistesgeschichtlichen Voraussetzungen und über die sich er gebenden Konsequenzen. Demgegenüber versucht die gemeinsam vom Deutschen Museum und dem Rowohlt Taschenbuch Verlag herausgege bene neue Buchreihe «Kulturgeschichte der Naturwissenschaften und der Technik» auch jene Bezüge, welche die Fachgebiete übergreifen, zu be schreiben und durch Bilder zu veranschaulichen. Die Bände richten sich an Lehrer und Ausbilder; doch sind sie so ge staltet. daß jeder interessierte Laie sie verstehen kann. Es zeigt sich, daß der Weg durch die Geschichte nicht eine zusätzliche Erschwerung des Lehrund Lernstoffes bedeutet, sondern das Verständnis der modernen Naturwissenschaften und der Technik erleichtert.
Königstein im Taunus, 1990
Special issues by Barbara Orland
coedited with Emma C. Spary
Zeitenblicke 7 (2008), Nr. 3
zeitenblicke 7 (2008), Nr. 3 Barbara Orland Editorial: Sexualität und Fortpflanzung in den Medien... more zeitenblicke 7 (2008), Nr. 3 Barbara Orland Editorial: Sexualität und Fortpflanzung in den Medien des 20. Jahrhunderts urn:nbn:de:0009-9-16475 <1> In der Bibel heißt es, der Mann "erkannte" die Frau. D'Alemberts und Diderots Encyclopédie, wie auch andere Nachschlagewerke des 18. Jahrhunderts, benutzten alle möglichen Umschreibungen, nur nicht den Begriff "Sexualität". Fehlanzeige auch bei der Suche nach heute geläufigen Begriffen der Physiologie der Fortpflanzung. Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Fortpflanzung nicht getrennt von Sexualität gedacht. Dem Oxford English Dictionary zufolge tauchte der Begriff "Sexualität" erstmals und nicht zufällig in einem Buch über Frauenkrankheiten aus dem Jahre 1889 auf. 1 Das mittlerweile weit fortgeschrittene anatomische Studium des weiblichen Körpers ließ die ärztliche Einsicht reifen, dass chirurgische Eingriffe am "Gebärapparat" nicht notwendigerweise das sexuelle Empfinden der Frau beeinträchtigen. Schon die Tatsache, dass in der Folge zwei physiologische Bereiche sprachlich getrennt wurden, ist ein historisches Phänomen, das der Erklärung bedarf.
Die Produktion, Lagerung und Verteilung von Wissensbeständen hat im 20. Jahrhundert gewaltige Ver... more Die Produktion, Lagerung und Verteilung von Wissensbeständen hat im 20. Jahrhundert gewaltige Veränderungen erfahren. Die für eine Geschichte des Wissens relevanten Probleme scheinen fast unüberschaubar. Wie werden zum Beispiel aus Fakten Daten (und umgekehrt) und wie verändert sich das auf Daten basierende, aus Daten hergestellte und mit Hilfe von Daten verfügbar gemachte Wissen? Wie mutieren herkömmliche Narrative zu rechnergestützten Views und softwaregenerierten Visualisierungen? Welche Rolle spielen Datenbanken als Medien temporärer Stagnation, als Mittel der Rekombination von Wissensbeständen oder als Instrumente zur Herstellung von Relationalität? Wie wird Wissen in Datenbanken reguliert und neu geordnet?
Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wurde aus Geist in vielen Disziplinen Kultur. Das Leiden ... more Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wurde aus Geist in vielen Disziplinen Kultur. Das Leiden an der ewigen Wiederkehr des Gleichen fand ein unglückliches Ende, als der Kanon vieler geisteswissenschaftlicher Fächer im Zuge dieser Entwicklung in die Luft gejagt wurde. Dennoch hält die Philosophie -neben der Theologie -bis heute und fast überall an einem »heiligen« Kanon von Quellen fest. Sie ist darüber aber auch nicht froh geworden. Der amerikanische Philosoph Stanley Cavell verschließt sich kanonischen Autoren wie Aristoteles, Locke, Kant oder Nietzsche nicht, doch beschäftigt er sich auf eine für die Philosophie ungewöhnliche Weise auch mit dem Hollywood-Film, mit moderner Literatur und mit der Oper. Damit geht Cavells Forderung einher, auf die Umgangssprache zu achten, um jene terminologische Verschattung der Philosophie zu verhindern, die sie zu einer Pseudowissenschaft macht und ihr den Sinn für das Alltägliche raubt. Sein Anliegen verbindet Cavell mit der antiken Vorstellung, Philosophie habe Selbsterkenntnis zu sein. Das Streben nach Selbsterkenntnis bedeutet für ihn die Suche nach und im Idealfall das Auffinden einer eigenen Stimme. Diese Suche findet überall statt: auf der Opernbühne, bei dem im Hollywoodfilm streitenden und sich wiederverheiratenden Ehepaar -oder eben im philosophischen Text.
Grundlegende Bedingung jeder Beschäftigung mit den Wissenssystemen der Gegenwart ist die Auseinan... more Grundlegende Bedingung jeder Beschäftigung mit den Wissenssystemen der Gegenwart ist die Auseinandersetzung mit dem Begriff und der Geschichte des Wissens. In diesem allgemeinen Sinne verstanden, umfasst »Wissen« nicht nur das in den Wissenschaften und
der Technik erzeugte, von Experten gehortete und nur an Eingeweihte weitergereichte Wissen. Es gibt auch ein alltägliches Orientierungswissen, ein implizites Handlungswissen, ein Wissen, das ästhetischer, religiöser oder krisenhafter Lebenserfahrung entspringt. Dass die Selbstverständlichkeit dieses Pluralismus des Wissens hervorgehoben werden muss, liegt an der Priorität, die das gegenwärtige Forschungs- und Bildungssystem dem wissenschaftlichen Wissen zukommen lässt. Und dies, obwohl die technisch-wissenschaftlichen Krisenerfahrungen der Vergangenheit die begrenzte Reichweite wissenschaftlicher Expertise vorgeführt haben.
Papers by Barbara Orland
idr 02 STORIA E FILOSOFIA DELLA SCIENZA Tradizioni storiografiche e prospettive epistemologiche a cura di Silvia Caianiello, Dario Generali, Fabio Minazzi, Roma 2025:, 2025
Centro per lo studio del pensiero filosofico e scientifico moderno del CNR (ISPF-CNR).
Perspektiven auf Stoffgeschichte. Materialität, Praktiken, Wissen, 2023
Materialwissen: Experimentelle Geschichte im Pharmaziemuseum, Aether 7, 2023
Geschichte studieren im Museum Museen zu unterhalten, gehört nicht gerade zum Kerngeschäft von Un... more Geschichte studieren im Museum Museen zu unterhalten, gehört nicht gerade zum Kerngeschäft von Universitäten. Wenn sie dennoch welche besitzen, dann ist deren Existenz zumeist ganz eng mit der Universitätsgeschichte verbunden. Die Universität Basel besitzt gleich zwei Museen-das Anatomische Museum und das Pharmaziemuseum. 1 Beide Museen sind aus der Sammlungstätigkeit von Universitätsdozenten hervorgegangenen, beide stehen heute aber nur noch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung und spielen keine Rolle mehr in der universitären Lehre und Forschung. Im Pharmaziemuseum habe ich das mit einem Seminarkonzept zu verändern versucht, das Studierende eingeladen hat, mit den Sammlungen des Museums zu forschen und zu lernen.
Allaiter de l’Antiquité à nos jours. Histoire et pratiques d’une culture en Europe, Francesca Arena, Véronique Dasen, Yasmina Foehr-Janssens, Irene Maffi, Daniela Solfaroli Camillocci (eds), Turnhout: Brepols 2022, p. 541-567., 2022
Allaiter de l’Antiquité à nos jours. Histoire et pratiques d’une culture en Europe, Francesca Arena, Véronique Dasen, Yasmina Foehr-Janssens, Irene Maffi, Daniela Solfaroli Camillocci (eds), Turnhout: Brepols 2022, p. 113-125., 2022
Animalistisch! Ein Thema - Vier Ausstellungen, hg. von Anna Schmid, Andrea Bignasca, Marc Zehntner, Philippe Wanner, Berlin: Hatje Cantz, 2021
Barbara Orland tierisch! Vom Tier zum Wirkstoff Bär, Löwe, Hirsch-viele Apotheken tragen bis heut... more Barbara Orland tierisch! Vom Tier zum Wirkstoff Bär, Löwe, Hirsch-viele Apotheken tragen bis heute ein Tier im Namen. Lange Zeit schmückten Krokodile, Einhörner, Schwertfische oder Schildkrötenpanzer die Verkaufsräume, und noch heute findet sich in der Schweiz die Schlange als Symbol auf dem grünen Apothekenkreuz, welches die Kunden schnell zur nächsten Apotheke leiten soll. Tiere, so hat es den Anschein, haben einen hohen symbolischen Stellenwert für die Pharmaziegeschichte. Die Dauerausstellung im Pharmaziemuseum der Universität Basel bestätigt diesen Eindruck, zeigt sie doch viele Schaustücke, Gefässe, Amulette und andere symbolträchtige Objekte tierischen Ursprunges. Die Sonderausstellung ‹tierisch! Vom Tier zum Wirk-stoff› geht einen anderen Weg. Sie demonstriert, dass, jenseits aller Symbolik, tierische Körper immer auch als Rohstoffe zur Herstellung von Arzneimitteln dienten. Es ist nicht ganz einfach abzuschätzen, welchen Anteil tierische Substanzen am Arzneischatz hatten und haben. Zu gross sind zeitliche und regionale Unterschiede. Pflanzliche Rohstoffe haben ohne Frage zuallererst in den Materialkammern der Apotheker und Drogisten gelegen: Kräuter, Früchte, Samen, Blumen, Rinden, Harze und vieles mehr. Das Mineralreich mit Heilerden, Steinen, Salzen, Schwefel und Metallen spielte ebenfalls eine grosse Rolle. Tierische Drogen wurden, anders als man vermuten würde, ebenfalls reichlich verwendet. Ihre Bedeutung im Arzneischatz des frühneuzeitlichen Europas lässt sich mit wenigen Zahlen belegen. Wie die Pharmaziehistorikerin Katja Susanne Moosmann in ihrer Auswertung einiger amtlicher Arzneibücher (Pharmakopöen) des 18. Jahrhunderts zeigt, enthielten je nach Ausgabe zwischen 15 und 40 Prozent der Rezepturen tierische Materialien. In den Haus-und Volksarzneibüchern, die sie untersuchte, lag der Anteil noch höher und erreichte in einem Fall sogar 60 Prozent. Besonders erwähnt wird die ‹Heylsame Dreck-Apotheke […]› von Christian Franz Paullini (1634-1712) aus dem Jahre 1696, ein Rezeptbuch, welches nahezu vollständig tierische Rohstoffe verarbeitete, einschliesslich Urin, Blut und Kot des Menschen. Wenn man dann noch in Rechnung stellt, dass Rezepte oft gar nicht aufgeschrieben wurden, dann lässt sich eine Vielzahl an Praktiken im Umgang mit Tieren erahnen. Nicht alle Geschichten, die zu erzählen sich lohnen würde, können hier ausgebreitet werden. Die Sonderausstellung Pharmaziemuseum der Universität Basel wie auch der nachfolgende Text präsentieren kaleidoskopartig nur einige Splitter. Die im Folgenden erzählten Geschichten werden von allgemeinen Informationen zur Chronologie der Pharmaziegeschichte eingerahmt. Vom vergessenen Nutzen der Eselsmilch Viele jüngere Ärzte und Apotheker «mit ihren chymischen starcken Arzeneyen» haben die guten Hausmittel und vortrefflichen Schriften der antiken Ärzte völlig vergessen, klagte 1727 Friedrich Hoffmann (1660-1742) in seiner Abhandlung über die Eselsmilch. Ob Hoffmanns Klage zutraf, ist fraglich. Denn gerade zu seiner Zeit fand ein regelrechter Milch-Boom in der Medizin statt. Andererseits war er kein umherziehender Heiler, der ein Präparat auf den Märkten anpreisen musste, um es zu verkaufen. Friedrich Hoffmann war Professor der Medizin an der Universität Halle und erfand neben seiner universitären Lehre auch Arzneimittel, darunter die bis heute auf dem Markt befindlichen Hoffmannstropfen (Ätherweingeist, fachsprachlich Spiritus aethereus). Dass sich Hoffmann für die Eselsmilch starkmachte, lag eher daran, dass er in der allgemeinen Begeisterung für die «chymische Arzneikunst» das althergebrachte Wissen der Praxis verteidigen wollte. Die Erfahrung muss die Lehrmeisterin sein, lautete sein Credo, und in Bezug auf die Milch sei diese sehr gut. Die antiken Schriften des Hippokrates, Dioskurides oder Galen betrachtete Hoffmann als ein brauchbares Erbe. Auch die Debatten der Alten seien äusserst lehrreich, lobte er. So habe man sich seit dem Altertum über die richtige Wahl der Milch oder die Wirkung verschiedener Nahrungen auf die im weiblichen Körper entstehende Milch den Kopf zerbrochen. Wann ist Menschen-, wann Ziegen-, Schaf-, Kuh-oder Eselsmilch angezeigt? Der in dieser Frage bis weit in das 18. Jahrhundert hinein als Autorität anerkannte griechisch-römische Arzt Galen (129-216) hatte die Milch von solchen Tieren empfohlen, die dem Patienten möglichst ähnlich sind. Zwar verfüge jede Milch über ein dreifaches Wesen, welches mit besonderen Kräften ausgestattet sei: Die Molke befeuchtet, verdünnt, laxiert, spült scharfe Materie weg. Der Rahm, das fette Wesen, aus dem man Butter macht, sei erweichend, lindernd, klebend. Der Käse ist das grobe, irdische, «schleimichte Wesen», welches «gerinnet von sauren Sachen», verdickend und stopfend wirkt. Aber jedes Tier ist von Natur aus verschieden. Schaf-, Ziegen-und Kuhmilch sind käsiger und deshalb hauptsächlich als Nahrung geeignet; Frauen-, Stuten-und Eselsmilch haben eine feine Konsistenz und eignen sich besonders als Heilmittel. Kapitelseite aus ‹Herrn Friderich Hoffmanns, weltberühmten Medici, gründliche Anweisung wie ein Mensch vor dem frühzeitigen Tod und allerhand Arten Kranckheiten durch ordentliche Lebens-Art sich verwahren könne.› Halle im Magdeburgischen, 1715-1728. Pharmaziemuseum Basel. S. 152-153
Animalistic! One theme - four exhibitions, ed. by Anna Schmid, Andrea Bignasca, Marc Zehntner, Philippe Wanner, Berlin: Hatje Cantz, 2021
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Special issues by Barbara Orland
der Technik erzeugte, von Experten gehortete und nur an Eingeweihte weitergereichte Wissen. Es gibt auch ein alltägliches Orientierungswissen, ein implizites Handlungswissen, ein Wissen, das ästhetischer, religiöser oder krisenhafter Lebenserfahrung entspringt. Dass die Selbstverständlichkeit dieses Pluralismus des Wissens hervorgehoben werden muss, liegt an der Priorität, die das gegenwärtige Forschungs- und Bildungssystem dem wissenschaftlichen Wissen zukommen lässt. Und dies, obwohl die technisch-wissenschaftlichen Krisenerfahrungen der Vergangenheit die begrenzte Reichweite wissenschaftlicher Expertise vorgeführt haben.
Papers by Barbara Orland
der Technik erzeugte, von Experten gehortete und nur an Eingeweihte weitergereichte Wissen. Es gibt auch ein alltägliches Orientierungswissen, ein implizites Handlungswissen, ein Wissen, das ästhetischer, religiöser oder krisenhafter Lebenserfahrung entspringt. Dass die Selbstverständlichkeit dieses Pluralismus des Wissens hervorgehoben werden muss, liegt an der Priorität, die das gegenwärtige Forschungs- und Bildungssystem dem wissenschaftlichen Wissen zukommen lässt. Und dies, obwohl die technisch-wissenschaftlichen Krisenerfahrungen der Vergangenheit die begrenzte Reichweite wissenschaftlicher Expertise vorgeführt haben.
and the many previous attempts to create such an order.
These ventures of ordering even include the classification
of the processes used during analysis to denote
material changes.