Klaus Gerken
1991 - 2004: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, Abteilung Urgeschichte, Sammlungsverwaltung
2005 - heute: selbstständig, archäologisches Dienstleistungsunternehmen
2001 - heute: Mitglied der "Archäologischen Kommission für Niedersachsen"
Phone: 0049(0)5072-1667
Address: Hohes Ufer 10
31535 Neustadt
Germany
2005 - heute: selbstständig, archäologisches Dienstleistungsunternehmen
2001 - heute: Mitglied der "Archäologischen Kommission für Niedersachsen"
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Papers by Klaus Gerken
was discovered, located about 50 km northwest of the already known LBK settlements in the district of Hildesheim. Due to
the relatively small area of excavation, no reliable house layouts were discovered. Numerous pits and post-holes as well as
typical artefacts such as adzes, ceramics, flint tools with a glossy lacquer (sickle sheen), and whetstones were documented.
The settlement can be dated to the younger Flomborn period. The location of the site raises many questions about the Neo-
lithic north of the loess zone and the relationship between LBK farmers and Mesolithic hunter-gatherer groups. The discovery
of two adzes on an adjacent piece of arable land in the spring of 2018 led to a geophysical investigation of this area in the
summer of the same year and finally to a small research excavation in the summer of 2019.
new fire station 7 (Bremen north-east).
several short-term, temporary or seasonal
sites used by Mesolithic hunter/gatherer groups are documented.
The site ls situated in the glacial valley of the
Weser, in the so called Bremen Basin and is only included
approx. 0.3 m above sea level on a shallow dune body.
About 6000 artefacts could be recorded,
which from a technological and typological point of view
belong to the first half of the early Mesolithic
Systematische Prospektionen altbekannter Fundplätze bringen auch heute noch bedeutende
wissenschaftliche Erkenntnisse. Mit der Erfassung und Auswertung von
Oberflächenfundmaterial, in diesem Fall der Sammlung Johann Müller, Friedeburg,
konnten bisher nicht sicher datierbare Inventare in weitenTeilen sowohl kulturell, als
auch zeitlich zugeordnet werden. So ließen sich weitere spätpaläolithische, mesolithische
und neolithische Fundkomplexe fixieren, wobei das Spätpaläolithikum regional
weitgehend durch großklingige Industrien der Ahrensburger Kultur beherrscht wird.
Von den sieben untersuchten Fundstellen konnten Teile daraus der Hamburger Kultur
zugewiesen werden und somit die bislang noch sehr lückenhafte Kenntnis der
Verbreitung dieser jungpaläolithischen Kulturgruppe in Niedersachsen erweitern.
The Johann Müller Collection, Friedeburg – old sites, new discoveries!
Systematic prospecting of well-known sites still brings significant scientific knowledge
today. With the recording and evaluation of surface finds, in this case the Johann
Müller Collection, Friedeburg, inventories that could not be dated with certainty up
to now could largely be culturally and temporally assigned. In this way, other late
Paleolithic, Mesolithic and Neolithic find complexes could be established, with the
Late Paleolithic being largely dominated regionally by large-scale industries of the
Ahrensburg culture. From the seven investigated sites, parts of it could be assigned
to the Hamburg culture and thus expand the so far very incomplete knowledge of the
distribution of this Upper Paleolithic cultural group in Lower Saxony.
Anschrift des
In this paper, we address the transition from the Final Palaeolithic to the Early Mesolithic on the North German Plain
with respect to chronological evidence. Based on several well-dated sites from the area, we aim to discuss preconditions and
consequences for the spreading of Early Mesolithic technocomplexes. Furthermore, we highlight which problems have to be
approached when dealing with this timeframe.
It is shown that the onset of the Mesolithic in the area under consideration currently appears to date not prior to the Middle
Preboreal, i.e. from ca. 9200 calBC onwards. The short cold spell, the Preboreal Oscillation, seems to coincide with a seizure
between the hunter-gatherers of the Ahrensburgian and the aforementioned Early Holocene societies. It is made clear that the
Pleistocene/Holocene border should not generally be parallelised with the Ahrensburgian/Early Mesolithic in the respective area.
Time and timing are essential to many archaeological questions, especially when dealing with archaeo-cultural borders or transitions. In this paper, we address the transition from the Late Palaeolithic to the Early Mesolithic on the North German Plain with respect to chronological evidence. Based on several well-dated sites from the area, we aim to discuss preconditions and consequences for the spreading of Early Mesolithic technocomplexes. Furthermore, we highlight which problems have to be tackled when dealing with this timeframe. It is shown that the onset of the Mesolithic in the area under consideration currently appears to date not prior to the Middle Preboreal, i.e. from ca. 9200 calBC onwards. The short cold spell, the Preboreal Oscillation, seems to coincide with a seizure between the hunter-gatherers of the Ahrensburgian and the aforementioned early Holocene societies. It is made clear that the Pleistocene/Holocene border should not generally be parallelized with the Ahrensburgian/Early Mesolithic in the respective area. Zusammenfassung Zeit und zeitliche Bemessung sind in archäologischen Fragestellungen häufige und wichtige Aspekte. Dies gilt insbesondere wenn archäokulturelle Grenzen und Übergänge betrachtet werden. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit dem Übergang vom Spätpaläolithikum zum frühen Mesolithikum im norddeutschen Tiefland unter besonderer Berücksichtigung der Chrono-logie. Ausgehend von verschiedenen, gut datierten Fundplätzen diskutieren wir Voraussetzungen und Konsequenzen für die Ausbreitung frühmesolithischer Technokomoplexe. Darüber hinaus werden Forschungsprobleme in Bezug auf diesen Zeithori-zont herausgestellt. Nach derzeitigem Kenntnisstand ist der Beginn des Mesolithikums im Arbeitsgebiet nicht vor dem mittleren Präboreal um ca. 9200 calBC anzusetzen. Die präboreale Oszillation scheint mit einer Zäsur zwischen den Jäger-Sammler-Gesellschaften der Ahrensburger Kultur und den frühholozänen Gesellschaften einherzugehen. Es wird verdeutlicht, dass die Pleistozän/Holozän-Grenze im Arbeitsgebiet nicht mit dem Übergang Ahrensburger Kultur/Frühmesolithikum gleichgesetzt werden darf.
im März 2016 begannen die Autoren mit einer Zusammenstellung mesolithischer Gruben in Deutschland. Obwohl sie noch
unvollständig ist, können bereits einige Aussagen gemacht werden. Nahezu 80% der bekannten Einzelgruben stammen aus
Siedlungskontexten. Die Mehrzahl wurde in sandigen Böden gefunden.
besonders faszinierend sind die Ansammlungen kleiner Gruben mit mehr als 390 Befunden an einem Standort, die im
letzten
Jahrzehnt in den sandigen Böden Nord- und Ostdeutschlands entdeckt wurden. Aufgrund ethnographischer Parallelen
ist es wahrscheinlich, dass sie für verschiedene Zwecke der Nahrungszubereitung angelegt wurden. Diese „Grubenfelder“
belegen
eine wesentlich komplexere Landnutzung, als sie bisher von der Archäologie für mesolithische Gesellschaften angenommen
wurde.
Ein weiteres überraschendes Ergebnis ist die Datierung der ältesten „Schlitzgruben“ in das Spätmesolithikum. Schlitzgruben
oder V-förmige Gruben und Gräben sind ein globales Phänomen. Eine der ältesten Funktionsdeutungen erhält derzeit eine
aktuelle
Renaissance: die Funktion als Jagdgrube. Aufgrund der Untersuchungen aus Frankreich muss man davon ausgehen,
dass diese Befunde bereits während des Spätmesolithikums regelhaft angelegt wurden.
Obwohl auch Befunde aus dem Frühmesolithikum bekannt sind, stammen die Gruben hauptsächlich aus dem Mittel- und
Spätmesolithikum. Dies bedeutet eindeutig eine zunehmende Komplexität in der Nutzung und Strukturierung der natürlichen
Umwelt. Befunde aus dem Endmesolithikum sind bis heute sehr selten. Ein Grund dafür mag darin liegen, dass bisher –
außerhalb der Ertebølle-Kultur – nur wenige Ausgrabungen an so datierten Fundstellen durchgeführt wurden, da sie in einer
dominanten
neolithischen Umgebung naturgemäß schwer zu identifizieren sind. Zum anderen können wir aber auch davon
ausgehen, dass sich das Siedlungsverhalten drastisch verändert hat.
wenn archäokulturelle Grenzen und Übergänge betrachtet werden. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit dem Übergang
vom Spätpaläolithikum zum frühen Mesolithikum im norddeutschen Tiefland unter besonderer Berücksichtigung der Chronologie.
Ausgehend von verschiedenen, gut datierten Fundplätzen diskutieren wir Voraussetzungen und Konsequenzen für die
Ausbreitung frühmesolithischer Technokomoplexe. Darüber hinaus werden Forschungsprobleme in Bezug auf diesen Zeithorizont
herausgestellt.
Nach derzeitigem Kenntnisstand ist der Beginn des Mesolithikums im Arbeitsgebiet nicht vor dem mittleren Präboreal um
ca. 9200 calBC anzusetzen. Die präboreale Oszillation scheint mit einer Zäsur zwischen den Jäger-Sammler-Gesellschaften der
Ahrensburger Kultur und den frühholozänen Gesellschaften einherzugehen. Es wird verdeutlicht, dass die Pleistozän/Holozän-
Grenze im Arbeitsgebiet nicht mit dem Übergang Ahrensburger Kultur/Frühmesolithikum gleichgesetzt werden darf.
was discovered, located about 50 km northwest of the already known LBK settlements in the district of Hildesheim. Due to
the relatively small area of excavation, no reliable house layouts were discovered. Numerous pits and post-holes as well as
typical artefacts such as adzes, ceramics, flint tools with a glossy lacquer (sickle sheen), and whetstones were documented.
The settlement can be dated to the younger Flomborn period. The location of the site raises many questions about the Neo-
lithic north of the loess zone and the relationship between LBK farmers and Mesolithic hunter-gatherer groups. The discovery
of two adzes on an adjacent piece of arable land in the spring of 2018 led to a geophysical investigation of this area in the
summer of the same year and finally to a small research excavation in the summer of 2019.
new fire station 7 (Bremen north-east).
several short-term, temporary or seasonal
sites used by Mesolithic hunter/gatherer groups are documented.
The site ls situated in the glacial valley of the
Weser, in the so called Bremen Basin and is only included
approx. 0.3 m above sea level on a shallow dune body.
About 6000 artefacts could be recorded,
which from a technological and typological point of view
belong to the first half of the early Mesolithic
Systematische Prospektionen altbekannter Fundplätze bringen auch heute noch bedeutende
wissenschaftliche Erkenntnisse. Mit der Erfassung und Auswertung von
Oberflächenfundmaterial, in diesem Fall der Sammlung Johann Müller, Friedeburg,
konnten bisher nicht sicher datierbare Inventare in weitenTeilen sowohl kulturell, als
auch zeitlich zugeordnet werden. So ließen sich weitere spätpaläolithische, mesolithische
und neolithische Fundkomplexe fixieren, wobei das Spätpaläolithikum regional
weitgehend durch großklingige Industrien der Ahrensburger Kultur beherrscht wird.
Von den sieben untersuchten Fundstellen konnten Teile daraus der Hamburger Kultur
zugewiesen werden und somit die bislang noch sehr lückenhafte Kenntnis der
Verbreitung dieser jungpaläolithischen Kulturgruppe in Niedersachsen erweitern.
The Johann Müller Collection, Friedeburg – old sites, new discoveries!
Systematic prospecting of well-known sites still brings significant scientific knowledge
today. With the recording and evaluation of surface finds, in this case the Johann
Müller Collection, Friedeburg, inventories that could not be dated with certainty up
to now could largely be culturally and temporally assigned. In this way, other late
Paleolithic, Mesolithic and Neolithic find complexes could be established, with the
Late Paleolithic being largely dominated regionally by large-scale industries of the
Ahrensburg culture. From the seven investigated sites, parts of it could be assigned
to the Hamburg culture and thus expand the so far very incomplete knowledge of the
distribution of this Upper Paleolithic cultural group in Lower Saxony.
Anschrift des
In this paper, we address the transition from the Final Palaeolithic to the Early Mesolithic on the North German Plain
with respect to chronological evidence. Based on several well-dated sites from the area, we aim to discuss preconditions and
consequences for the spreading of Early Mesolithic technocomplexes. Furthermore, we highlight which problems have to be
approached when dealing with this timeframe.
It is shown that the onset of the Mesolithic in the area under consideration currently appears to date not prior to the Middle
Preboreal, i.e. from ca. 9200 calBC onwards. The short cold spell, the Preboreal Oscillation, seems to coincide with a seizure
between the hunter-gatherers of the Ahrensburgian and the aforementioned Early Holocene societies. It is made clear that the
Pleistocene/Holocene border should not generally be parallelised with the Ahrensburgian/Early Mesolithic in the respective area.
Time and timing are essential to many archaeological questions, especially when dealing with archaeo-cultural borders or transitions. In this paper, we address the transition from the Late Palaeolithic to the Early Mesolithic on the North German Plain with respect to chronological evidence. Based on several well-dated sites from the area, we aim to discuss preconditions and consequences for the spreading of Early Mesolithic technocomplexes. Furthermore, we highlight which problems have to be tackled when dealing with this timeframe. It is shown that the onset of the Mesolithic in the area under consideration currently appears to date not prior to the Middle Preboreal, i.e. from ca. 9200 calBC onwards. The short cold spell, the Preboreal Oscillation, seems to coincide with a seizure between the hunter-gatherers of the Ahrensburgian and the aforementioned early Holocene societies. It is made clear that the Pleistocene/Holocene border should not generally be parallelized with the Ahrensburgian/Early Mesolithic in the respective area. Zusammenfassung Zeit und zeitliche Bemessung sind in archäologischen Fragestellungen häufige und wichtige Aspekte. Dies gilt insbesondere wenn archäokulturelle Grenzen und Übergänge betrachtet werden. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit dem Übergang vom Spätpaläolithikum zum frühen Mesolithikum im norddeutschen Tiefland unter besonderer Berücksichtigung der Chrono-logie. Ausgehend von verschiedenen, gut datierten Fundplätzen diskutieren wir Voraussetzungen und Konsequenzen für die Ausbreitung frühmesolithischer Technokomoplexe. Darüber hinaus werden Forschungsprobleme in Bezug auf diesen Zeithori-zont herausgestellt. Nach derzeitigem Kenntnisstand ist der Beginn des Mesolithikums im Arbeitsgebiet nicht vor dem mittleren Präboreal um ca. 9200 calBC anzusetzen. Die präboreale Oszillation scheint mit einer Zäsur zwischen den Jäger-Sammler-Gesellschaften der Ahrensburger Kultur und den frühholozänen Gesellschaften einherzugehen. Es wird verdeutlicht, dass die Pleistozän/Holozän-Grenze im Arbeitsgebiet nicht mit dem Übergang Ahrensburger Kultur/Frühmesolithikum gleichgesetzt werden darf.
im März 2016 begannen die Autoren mit einer Zusammenstellung mesolithischer Gruben in Deutschland. Obwohl sie noch
unvollständig ist, können bereits einige Aussagen gemacht werden. Nahezu 80% der bekannten Einzelgruben stammen aus
Siedlungskontexten. Die Mehrzahl wurde in sandigen Böden gefunden.
besonders faszinierend sind die Ansammlungen kleiner Gruben mit mehr als 390 Befunden an einem Standort, die im
letzten
Jahrzehnt in den sandigen Böden Nord- und Ostdeutschlands entdeckt wurden. Aufgrund ethnographischer Parallelen
ist es wahrscheinlich, dass sie für verschiedene Zwecke der Nahrungszubereitung angelegt wurden. Diese „Grubenfelder“
belegen
eine wesentlich komplexere Landnutzung, als sie bisher von der Archäologie für mesolithische Gesellschaften angenommen
wurde.
Ein weiteres überraschendes Ergebnis ist die Datierung der ältesten „Schlitzgruben“ in das Spätmesolithikum. Schlitzgruben
oder V-förmige Gruben und Gräben sind ein globales Phänomen. Eine der ältesten Funktionsdeutungen erhält derzeit eine
aktuelle
Renaissance: die Funktion als Jagdgrube. Aufgrund der Untersuchungen aus Frankreich muss man davon ausgehen,
dass diese Befunde bereits während des Spätmesolithikums regelhaft angelegt wurden.
Obwohl auch Befunde aus dem Frühmesolithikum bekannt sind, stammen die Gruben hauptsächlich aus dem Mittel- und
Spätmesolithikum. Dies bedeutet eindeutig eine zunehmende Komplexität in der Nutzung und Strukturierung der natürlichen
Umwelt. Befunde aus dem Endmesolithikum sind bis heute sehr selten. Ein Grund dafür mag darin liegen, dass bisher –
außerhalb der Ertebølle-Kultur – nur wenige Ausgrabungen an so datierten Fundstellen durchgeführt wurden, da sie in einer
dominanten
neolithischen Umgebung naturgemäß schwer zu identifizieren sind. Zum anderen können wir aber auch davon
ausgehen, dass sich das Siedlungsverhalten drastisch verändert hat.
wenn archäokulturelle Grenzen und Übergänge betrachtet werden. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit dem Übergang
vom Spätpaläolithikum zum frühen Mesolithikum im norddeutschen Tiefland unter besonderer Berücksichtigung der Chronologie.
Ausgehend von verschiedenen, gut datierten Fundplätzen diskutieren wir Voraussetzungen und Konsequenzen für die
Ausbreitung frühmesolithischer Technokomoplexe. Darüber hinaus werden Forschungsprobleme in Bezug auf diesen Zeithorizont
herausgestellt.
Nach derzeitigem Kenntnisstand ist der Beginn des Mesolithikums im Arbeitsgebiet nicht vor dem mittleren Präboreal um
ca. 9200 calBC anzusetzen. Die präboreale Oszillation scheint mit einer Zäsur zwischen den Jäger-Sammler-Gesellschaften der
Ahrensburger Kultur und den frühholozänen Gesellschaften einherzugehen. Es wird verdeutlicht, dass die Pleistozän/Holozän-
Grenze im Arbeitsgebiet nicht mit dem Übergang Ahrensburger Kultur/Frühmesolithikum gleichgesetzt werden darf.
Jahrestagung der AG Mesolithikum statt. In mehr als 20 Vorträgen
wurden neue Forschungen zum Mesolithikum vorgestellt. Der nun
vorliegende Tagungsband beinhaltet 12 Aufsätze von 21 Autoren,
die aus den Vorträgen hervorgegangen sind. Neben der Bearbeitung
von einzelnen Fundplätzen (Pinnberg, Schlamersdorf, Wangels) werden auch Befundgruppen (Feuergruben, "Rötel"-Verwendung) behandelt, Vermittlungsstrategien betrachtet (Bachmann-Museum), Theorien überprüft (Mikrolithen und Risikomanagement) sowie Studien zu Großräumen (Mähren, „Se-Sa-Rhe-Traditionsraum“, Schleswig-Holstein, Landkreis Rotenburg (Wümme), Landkreis Main-Spessart) vorgestellt.
Inspired by the international conference ‘Creuser au Mésolithique – Digging in the Mesolithic’ in Châlon-en-Champagne in March 2016, the authors started a compilation of Mesolithic pits in Germany. Although it is still incomplete, some statements can already be made. Nearly 80% of the single pits known come from settlement contexts. The majority was found in sandy soils.
Most fascinating are the accumulations of small pits with more than 390 features at one site, discovered in the sandy soils of Northern and Eastern Germany during the last decade. Due to ethnographic parallels, it is probable, that they were set up for several cooking purposes. These ‘pitfields’ prove a much more complex land use as have previously been assumed by archaeologists for Mesolithic societies.
Another surprising result is the dating of the oldest ‘Schlitzgruben’ to the Late Mesolithic. ‘Schlitzgruben’ or V-shaped pits and ditches are a global phenomenon. One of the first explanations concerning their function is having a current renaissance: the function as a hunting pit. Examples from the Rhineland strengthen this hypothesis. On the basis of the investigations from France, it must be assumed that these features were already in regular use during the Late Mesolithic period.
Although features are also known from the Early Mesolithic, the pits stem mainly from the Middle and Late Mesolithic. This clearly means an increasing complexity in the use and structuring of the natural environment. Features from the Final Mesolithic are very rare up to now. One reason for this may be that so far – outside of the Ertebølle culture – we can only show a few excavations, as such sites are naturally difficult to identify in a dominant Neolithic environment. On the other hand, however, we can also assume that there has been a drastic change in settlement behaviour.
Keywords
Mesolithic pits, Mesolithic in Germany, C14-dating of pit features, pit function, geographical distribution of pit features and patterns
Zusammenfassung
Angeregt durch die internationale Konferenz „Creuser au Mésolithique – Digging in the Mesolithic“ in Châlon-en-Champagne im März 2016 begannen die Autoren mit einer Zusammenstellung mesolithischer Gruben in Deutschland. Obwohl sie noch unvollständig ist, können bereits einige Aussagen gemacht werden. Nahezu 80% der bekannten Einzelgruben stammen aus Siedlungskontexten. Die Mehrzahl wurde in sandigen Böden gefunden. Besonders faszinierend sind die Ansammlungen kleiner Gruben mit mehr als 390 Befunden an einem Standort, die im letzten Jahrzehnt in den sandigen Böden Nord- und Ostdeutschlands entdeckt wurden. Aufgrund ethnographischer Parallelen
ist es wahrscheinlich, dass sie für verschiedene Zwecke der Nahrungszubereitung angelegt wurden. Diese „Grubenfelder“ belegen eine wesentlich komplexere Landnutzung, als sie bisher von der Archäologie für mesolithische Gesellschaften angenommen wurde.
Ein weiteres überraschendes Ergebnis ist die Datierung der ältesten „Schlitzgruben“ in das Spätmesolithikum. Schlitzgruben oder V-förmige Gruben und Gräben sind ein globales Phänomen. Eine der ältesten Funktionsdeutungen erhält derzeit eine aktuelle Renaissance: die Funktion als Jagdgrube. Aufgrund der Untersuchungen aus Frankreich muss man davon ausgehen, dass diese Befunde bereits während des Spätmesolithikums regelhaft angelegt wurden.
Obwohl auch Befunde aus dem Frühmesolithikum bekannt sind, stammen die Gruben hauptsächlich aus dem Mittel- und Spätmesolithikum. Dies bedeutet eindeutig eine zunehmende Komplexität in der Nutzung und Strukturierung der natürlichen Umwelt. Befunde aus dem Endmesolithikum sind bis heute sehr selten. Ein Grund dafür mag darin liegen, dass bisher – außerhalb der Ertebølle-Kultur – nur wenige Ausgrabungen an so datierten Fundstellen durchgeführt wurden, da sie in einer dominanten neolithischen Umgebung naturgemäß schwer zu identifizieren sind. Zum anderen können wir aber auch davon ausgehen, dass sich das Siedlungsverhalten drastisch verändert hat.
Schlüsselwörter
Mesolithische Gruben, Mesolithikum in Deutschland, 14C-Datierung von Gruben, Grubenfunktion, geographische Verteilung von Grubenbefunden und -mustern