»Schneller! Hallo, KI? Schneller!«
Quelle: DER SPIEGEL | Kanzler vs. Roboter

»Schneller! Hallo, KI? Schneller!«

Schneller und einfacher müsse Deutschland werden, um mit internationalen Wettbewerbern mithalten zu können, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz am zur Eröffnung der diesjährigen Hannover Messe. [Hintergrund-Video zum Titel - nicht unamüsant...]

Zu den Schwerpunkten der Messe gehören in diesem Jahr die Themen Energie, Mobilität, Wasserstoff und selbstverständlich Künstliche Intelligenz. Dabei ist von letzterer überraschend wenig zu sehen und zu lesen. Wer nun annimmt, die Industrie habe das Thema KI verschlafen der irrt. Anders als in vielen anderen Branchen in denen speziell die generative KI einen Hype auslöst hat, kann KI im industriellen Umfeld seit Jahren als Basisinnovation betrachtet werden und ist fester Bestandteil zahlreicher Prozesse und Produkte.

Doch auch generative KI soll zukünftig einen größeren Anteil zur Wortschöpfung des industriellen Sektors beitragen helfen, wenn es nach den Ergebnissen der jüngsten Studie von IW Consult im Auftrag von Google geht, die nahelegt, dass durch generative KI allein im verarbeitenden Gewerbe zur Steigerung der Bruttowertschöpfung um bis zu 7,8% beitragen könnte. Auf das Verarbeitende Gewerbe entfällt damit ein erheblicher Teil des Gesamtpotenzials der generativen KI in Höhe von 330 Milliarden Euro.

Die Potenziale von KI ergeben sich aus den vielfältigen Anwendungsfeldern. In allen Branchen können Tätigkeiten durch den Einsatz von KI zumindest teilweise automatisiert werden [lt. Analysen von Briggs/Kodani (2023) könnte jeder vierte Erwerbstätige im europäischen Raum von einer Teilautomatisierung der Tätigkeit durch generative KI betroffen sein].

Sollte nur die Hälfte der befragten Unternehmen KI tatsächlich einsetzen, könnte die Wertschöpfung der Industrie innerhalb von nur 10 Jahren um beachtliche 56 Milliarden Euro anwachsen!

Die Investitionspläne korrelieren mit der aktuellen Nutzung von KI. So ist der Anteil bei Industrieunternehmen mit 66% deutlich höher als bei denen des Dienstleistungsbereichs mit 42%.


IW Consult/Google | Der digitale Faktor | Investitionspläne der Unternehmen in KI


Das Vertrauen in den KI-Einsatz nimmt zu

Die Hannover Messe offenbart als eine der international bedeutendsten Industrie-Messen, dass KI in der Fertigungslandschaft fest etabliert und von Qualitätskontrollen bis hin zu spezifischen Sicherheitsmaßnahmen bereits tief in die Prozesse integriert ist.

Während auf der Messe selbst kaum explizit KI-Lösungen präsentiert werden, deutet eine repräsentative Umfrage von Microsoft darauf hin, dass das Vertrauen in die KI insgesamt zunimmt. 37% der industriellen Entscheidungsträger in Deutschland sehen in generativer KI einen beschleunigenden Faktor für die digitale Transformation - ein erheblicher Anstieg von 29% gegenüber dem Vorjahr.

Während jedoch bei den großen Sprachmodellen Unternehmen aus den USA unangefochten an der Spitze stehen - sowohl was die Anzahl als auch die Qualität der veröffentlichten Modelle angeht, könnten sich europäische Modelle mittelfristig in eine führende Rolle in industriellen Spezialanwendungen hinein entwickeln:

  • Große Sprachmodelle LLMs (Large Language Models) basieren auf großen Mengen an im Internet frei verfügbaren Daten, die zum Training genutzt werden (OpenAI, Microsoft, Anthropic und Meta haben hier sehr viel Erfahrung. Europäische Player wie AlephAlpha und Mistral sind Kandidaten um hier mittelfristig aufzuschließen).
  • Anbieter aus dem industriellen Umfeld können ihre spezialisierten SLMs (Small Language Models), wie auch von Siemens CEO Roland Busch auf der Messe dargestellt, auf gesicherten (sektorspezifischen) Daten aufbauen um die europäische Industriekompetenz in seiner spezialisierten Datenlandschaft und der nächsten Generation der Robotertechnologie gezielt zu nutzen.

Neben industriespezifischer KI wird jedoch auch generative KI eine zunehmende Bedeutung im industriellen Kontext erlangen, Bereits heute erproben und skalieren zahlreiche unserer Kunden im Industrie- und Automobilkontext generative KI Lösungen.

Auch Siemens zeigt einen Weg von der funktionellen Industrie-KI hin zu einem generativeren Ansatz auf, der über rein operationale Einsätze wie der Anomalie-Erkennung, Predictive Maintenance, Qualitätskontrollen oder der Mustererkennung in großen Datenmengen hinausgeht.

Beginnend mit dem Ende 2022 einsetzenden, von ChatGPT angestoßenen KI-Boom nicht nur in Deutschland- hat sich der Anteil an Unternehmen die KI einsetzen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Laut im Februar 2024 veröffentlichten DIHK-Digitalisierungsumfrage unter 4000 Unternehmen, plant ein weiteres Drittel den Einsatz von KI für die Zukunft, was ist einem Anstieg um 24% entspricht!


DIHK | Digitalisierung eher Werkzeug als Innovationsmotor | Die deutsche Wirtschaft setzt vermehrt auf KI


Die größten Zuwächse planen dabei Unternehmen aus der Finanzwirtschaft und der Industrie, in denen jeweils 40% einen KI-Einsatz in den kommenden drei Jahren planen.

Diese Ergebnisse werden auch von Microsofts Umfrage gestützt, wonach 37% der deutschen industriellen Entscheider von einer Beschleunigung des digitalen Wandels durch generative KI überzeugt sind – was einem Anstieg um 8% gegenüber dem Vorjahr entspricht!

Bei aller Euphorie besteht jedoch im DACH-Raum im internationalen Vergleich noch erheblicher Nachholbedarf was die Implementierung von KI angeht. Laut einer Erhebung von MHP bleibt die potenzielle Steigerung der industriellen Wertschöpfung bislang weitestgehend ungenutzt! Lediglich 20% der von ihnen befragten Unternehmen in dieser Region angeben, KI-basierte Lösungen tatsächlich produktiv in Fertigungsprozessen einzusetzen. Das ist insbesondere im Vergleich zu China (94%) und den USA (46%) erschreckend, da rund 60% der Befragten die Auswirkungen von KI in Fertigungsprozessen in den kommen Jahren als grundlegend, sehr hoch oder hoch ansehen!


MHP | Industrie 4.0 Barometer 2024 | Industrial AI – Künstliche Intelligenz in der Produktion


KI könnte zum Wachstumstreiber werden...

Die Integration von KI in der Industrie ist längst keine Neuigkeit mehr, vielmehr ein unverzichtbares Werkzeug zur Sicherung internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Dennoch bergen gerade spezialisierte Anwendungen der KI und Entwicklung eigener Modelle in Europa ein nicht zu unterschätzendes Potenzial.

Die Herausforderung besteht darin, datenschutzkonforme, effiziente und auf spezifische Industrieproblematiken zugeschnittene Systeme zu entwickeln und einzusetzen. Es bedarf einer Kombination aus Investitionen, politischen Anreizen und der Entwicklung von Fachexpertise, um diesen Weg zu beschreiten.

Die Hannover Messe liefert den Anstoß, die Momentaufnahme der KI-Strategien in deutschen Unternehmen zu überdenken, vermehrte Investitionen in Fachkräfte und Infrastruktur zu tätigen und politische sowie wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen.

Die Herausforderung für Deutschland und Europa liegt darin, die generative KI als einen Multiplikator für Innovation und Effizienz zugänglich zu machen und den bestehenden Vorsprung in der spezialisierten Datennutzung und dem industriellen Know-how nicht nur zu halten, sondern auszubauen!


Lesen Sie auch: The Transformative Potential of Generative AI in Business - Beyond Cost Savings



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Quellen



Barton Goldenberg

AI for Enterprise, XR (VR/AR), & Spatial Computing Strategist | Author & Keynote Speaker | Founder and President ISM

6 Monate

Great contribution, Wilko! The numbers are impressive – who would have thought that generative AI could have such an impact.

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